Angedacht

Wünsch‘ dir was! oder: Balance zwischen beten und arbeiten

Liebe Leserinnen und Leser, ich nehme an, Sie kennen das, irgendwann mitten in der Nacht wachen Sie auf und Ihnen fällt ein, was Sie noch alles tun wollten. Den Rasen mähen, den Keller wieder mal aufräumen, die Briefe aufarbeiten, den alten Plunder wegschmeißen oder endlich den Freund anrufen, bei dem Sie sich so lange nicht gemeldet haben. Irgendwann ist es so weit, irgendwann ist die Ablage im Kopf voll. Nichts geht mehr hinein. Und meistens ist dann für all das gar keine Zeit. Jetzt müsste eine gute Fee kommen und all das geräuschlos erledigen, was mich belastet und mir nachts den Schlaf raubt.

 

Martin Luther hat einmal gesagt: „Bete als ob alles arbeiten nichts nützte und arbeite als ob alles beten nicht nützte.“ Ora et labora, beten und arbeiten: die Ordensregel der Benediktiner kannte diesen Gedanken schon viel früher. Danach leben die Ordensleute noch heute. Es ist das Wechselspiel zwischen dem Beten, der Vertiefung in Gott, der Zweisprache mit dem ganz anderen und dann wieder das sehr weltliche, tätige Leben in unserem Alltag. Im Kloster Alexanderdorf bei Sperenberg leben und arbeiten 25 Schwestern nach diesem Motto des Hl. Benedict. Für sie ist es eine Lebensweisheit, ein Grundbedürfnis. Der Tag dort wird immer wieder durch die gemeinsamen Gebete strukturiert. Ganz früh, mittags, am Abend und zur Nacht treffen sich die Nonnen, um die Psalmen zu singen. Es ist eine heilsame Unterbrechung. Nichts muss ich tun, nichts sagen, mich nicht darstellen, nur ganz da sein mit Haut und Haar. Das Handy ist abgeschaltet, das Radio schweigt, die Gedanken haben jetzt Pause. Der Mensch mit sich alleine vor Gott. Das ist Beten. Stille Zwiesprache mit Gott. Ich finde wieder zurück zu mir. Mein Leben bekommt wieder eine Struktur. Ich kann mich daran festhalten.

 

Ora et labora. Ja, das mit dem Arbeiten machen wir schon gut. Irgendetwas ist immer zu tun. Einfach mal nichts tun, das gelingt uns nicht so oft. Muße haben, uns in Geduld üben, Stille aushalten, in unserer Welt müssen wir das wieder einüben. Ich merke, das ist gar nicht so einfach. Die Schwestern im Kloster Alexanderdorf sind sehr lebensnah. Sie leben nicht in einer abgeschotteten Welt. Sie besuchen die Leute im Dorf, pflegen ihre Mitschwestern, haben eine großen Garten zu bearbeiten. Sie wissen aber auch, wie heilsam das Gebet sein kann. Ich werde frei für neue Gedanken, das Alte darf ich getrost Gott überlassen. Wenn die Arbeit mich überflutet, finde ich Ausgleich in der Stille. Das Wechselspiel macht es so reizvoll.

 

Sicher, all die unerledigten Dinge muss ich schon selbst anpacken, die gute Fee kommt nur in den seltensten Fällen vorbei. In der Stille finde ich wieder Kraft, meine Dinge nach und nach zu regeln. Gerade aus dieser Kraft heraus. Ora et labora oder wie es Jochen Klepper dichtete: „Die Hände, die zum Beten ruhn, die macht er Stark zur Tat. Und was des Beters Hände tun, geschieht nach seinem Rat.“ Dafür ist immer Zeit, probieren Sie es selbst einmal aus. Viel Vergnügen. Ihr Thomas Jaeger, Pfarrer Mai 2018

 

 

Friede diesem Haus! Oder: Was wird aus dem Haus Europa?

Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie es auch schon gemerkt, es stimmt was nicht mit dem Haus Europa! Die einen schließen gerade alle Türen und Fenster, nichts soll eindringen können aus der vermeintlich fremden Welt. Die anderen möchten gerne ihr Land so verändern, dass nur die etwas zu sagen haben, die an der Macht sitzen. Und wieder andere meinen mit ihren Parolen alle einschüchtern zu können, die in einer freiheitlichen Welt leben wollen. Es geht turbulent zu in Europa. Die Stimmen verstummen nicht, die immer wieder vor denen warnen, die in unserem Land Zuflucht suchen, weil sie da, wo sie leben nicht mehr leben können.

Vor Jahren wurde oft vom offenen Haus Europa gesprochen, in dem viele Platz finden mit ihren Traditionen und unterschiedlichen Kulturen. Was wir gerade erleben, beunruhigt mich sehr. Wo soll das nur hinführen, denke ich immer öfter? Der Februar ist gerade einige Tage alt und ich lese einen Satz in der Bibel, es ist der Monatsspruch, der mich nachdenklich macht: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!“ Ein Haus, in dem die Menschen friedlich zusammen leben, in dem es Austausch und Gespräch gibt. Einer hört dem anderen zu, die Menschen setzen sich an einen Tisch und die Kinder spielen miteinander. Friede diesem Haus! Jesus gibt diesen Rat seinen Jüngern mit. Wenn ihr die Menschen besucht, segnet sie, segnet, wo sie wohnen und leben. Auf dem, was Menschen verbindet, liegt ein Segen. Und ihr könnt diesen Segen weitergeben. Die christliche Gemeinde musste ganz am Anfang ihrer Entstehung lernen, dass man nur gemeinsam vorwärts kommt. Ganz verschiedene Menschen kamen zusammen, sie aßen und tranken, sie feierten gemeinsam das Abendmahl, sie lernten von Jesus. Manchmal gab es Spannungen, sicher auch Feindschaften. Da herrschte nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen. Aber sie verstanden auch, wenn wir jetzt die Türen und Fenster zu machen, werden wir nicht überdauern. Wenn wir uns spalten lassen von den anderen, wird das Haus zusammen brechen. Die christliche Gemeinde hatte ja nicht viel mehr als das Wort der Bibel und das, was ihnen Jesus mitgegeben hatte. Konnte das reichen, die Spannungen im Hause zu überbrücken? Würden sie darin die Kraft finden, die Probleme zu lösen? Aber sie erinnerten sich auch: Wünscht Frieden diesem Haus!

Und an noch etwas muss ich jetzt öfter denken. Wenn ich mit jungen Leuten zu tun habe, erzählen die oft, was ihnen wichtig ist. Manche gehen für eine Zeit ins Ausland und sind dankbar für diese Erfahrungen. Es gibt bei uns eine Generation, die leben schon das offene Haus Europa, Gott sei Dank.

Mich beunruhigt, was wir gerade erleben. Aber ich denke auch, wir sollten den Scharfmachern nicht mehr Vertrauen schenken als unserem eigenen Verstand. Wir sollten uns nicht Angst machen lassen von denen, die nur mit der Angst ein böses Spiel spielen, meist zu ihrem eigenen Vorteil. Wir leben in dem einen Haus Europa und wir brauchen Frieden für uns und unsere Kinder. Jesus hat nicht ohne Grund gesagt: Selig sind die Friedensstifter, denn sie gehören zu Gott.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Lesern, alles Gute und bleiben Sie behütet.

Ihr Thomas Jaeger, Pfarrer, Februar 2017

 
Gott spricht: Ich will euch trösten, wie eine Mutter ihr Kind tröstet. (Jesaja 66,13)

 

Liebe Leserinnen und Leser,

sieben Wochen verzichten, das ist nicht jedermanns Sache. Und worauf soll ich auch verzichten, fragt sich manche? Auf Dinge, die ich eigentlich mag, das, was mir gut tut, plötzlich nicht mehr tun? Einmal kürzer treten, und wenn wir das dann nicht gelingt? Wie stehe ich dann da? Jetzt sind wir mitten drin in der Passionszeit. Und seit fast 30 Jahren gibt es die kirchliche Aktion: „Sieben Wochen ohne“. Als diese Aktion entwickelt wurde, bestand der Wunsch, gerade diese Zeit bis Ostern wieder neu ins Bewusstsein zu heben und so bewusster durchs Leben zu gehen. Da ging es nicht nur darum, einen Vorsatz umzu-setzen, sondern diesen Vorsatz auch einzuüben und sich innerlich damit auseinander zu setzen. Schnell wurde klar, bei „sieben Wochen ohne“ geht es nicht bloß um das Fasten, sondern um Verzicht insgesamt, gerade in einer überreichen, satten Gesellschaft. Denn manchmal fällt es uns schon nicht mehr auf, wie gut es uns geht und worauf wir doch eigentlich – wenigstens für eine begrenzte Zeit – verzichten könnten. Verzicht als Einübung in bewussteres Leben! Heute verzichten Menschen ganz praktisch auf ungesundes Essen, zu viel Alkohol oder das Rauchen. Manche versuchen auch, das Auto weniger zu benutzen oder mehr Sport zu treiben. Man könnte auch darauf verzichten, ständig online zu sein oder immer auf sein Handy zu schauen oder das Telefon für einen Tag ganz zur Seite zu legen.

In diesem Jahr geht es um „Großes Herz! – sieben Wochen ohne Enge“ Ein schöner Gedanke. Die Enge beiseitelegen, denn Enge kann krank machen, sie zwängt mich ein, sie nimmt mir den Atem und lässt mich nicht mehr frei handeln. „Ohne Enge“ – das fängt im Herzen an und setzt sich weiter fort über den Kopf bis hin zu den Händen, um schließlich den ganzen Körper zu ergreifen. „Ohne Enge“, das ist eine innere Haltung.

Diese Haltung finden wir auch bei Jesus, der sich oft für den Menschen entscheidet und sein Heil. Da wird einer am Sabbat geheilt, was nach dem Gesetz strengstens verboten war. Jesus tut es, weil der Mensch wichtiger ist als das Gesetz. Damit ist nicht gleich jede Ordnung in Frage gestellt, eher unsere Bewertung. Jesus tut dies, weil er sagen will, der Mensch ist mehr wert als alles, er steht im Mittelpunkt. Weil Gott es so will.

Probieren Sie es aus: sieben Wochen ohne Enge mit großem Herzen. Es lohnt sich!

 

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit. Ihr Thomas Jaeger, Pfarrer

(Aschermittwoch 2016)

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

nachdem unsere Fußball-Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Brasilien gewonnen hatte, gab es kein Halten mehr. Alles jubelte über diesen Sieg, jeder war begeistert und freute sich, und als unsere Jungs dann am Brandenburger Tor in Berlin euphorisch begrüßt wurden, gab es einen heißen Tanz der Sieger! Alles tanzte vor Freude!

Wir lassen uns mitreißen und fangen an zu tanzen. Wir stimmen ein in den Jubel des Lebens. Tanzen ist Zeichen der Freude und Ausdruck von Begeisterung. Für den Augenblick vergessen wir, was hinter uns und vor uns liegt. Für diesen Moment sind wir ganz im Jetzt. Was um uns herum geschieht, ist zweitrangig und rückt in den Hintergrund.

Das Alte Testament erzählt wie Mirjam, die Schwester Mose, mit der Pauke tanzte und sang: „Lasst uns dem Herrn singen, denn er hat eine große Tat getan, Roß und Mann hat er ins Meer gestürzt.“ (2. Mose 15,20) Das Lied der Mirjam ist ein Lied der Errettung aus Gefahr und Not. Das Volk Gottes wurde verfolgt. Sie mussten fliehen. Sie konnten nicht im Lande bleiben. Aber Gott sah ihre Not an und führte sie heraus aus Ägypten. Das war nicht nur Befreiung aus der Knechtschaft, das war auch der Beginn einer neuen Geschichte Gottes mit seinem Volk. Denn jetzt fand das Volk Gottes den Weg in die Freiheit und ins gelobte Land!

Warum ist die Bibel heute noch lesenswert? Gerade deshalb, weil es hier immer wieder um Neubeginn geht. Menschen lassen das Alte und was sie belastet zurück. Sie dürfen neu anfangen, weil sie nicht immer auf ihre Taten festgelegt werden. Anders als zwischen uns Menschen. Wir legen uns fest und behaften den anderen bei seinen Taten. Aber das wird nicht wirklich den Menschen gerecht, eher unserem Bedürfnis nach Sicherheit. „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt“, weiß der Psalmbeter zu berichten. Tanzen als Ausdruck der Freude und Verwandlung. Manchmal glauben wir es nicht und wir trauen es Gott nicht zu, dass er uns verwandeln kann. Zu sehr sind wir mit uns beschäftigt. Zu sehr sehen wir nur die negativen Seiten. Tanzen weitet den Blick. Freude lässt uns dankbar werden. Der Kirchenvater Augustin sagt: „Lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen!“ Tanzen, das die Klage in Freude verwandelt. Für jeden von uns!

 

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit, einen goldenen Herbst und bleiben Sie hoffnungsvoll!

 

Ihr Thomas Jaeger; Pfarrer

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

wir kennen alle die kleinen und großen Glücksmomente in unserem Leben: eine Arbeit erfolgreich abge-schlossen, einen schönen, ent-spannten Tag verlebt, wiedermal mit Freunden zusammen gesessen, warme Sonnenstrahlen genossen, eine Zeit ohne Sorgen erlebt. Glücksmomente gehören dazu. Sie sind wie das Salz in der Suppe der Alltäglichkeit. Wie würde das Leben ohne sie aussehen? Aber Glücks-momente sind noch nicht das große Glück, nach dem wir oft Ausschau halten oder uns eingeredet wird, wir müssten es finden. Wo ist das Glück beheimatet? Wo kann ich es finden? Wohnt es nebenan im Nachbarhaus oder ist es weit weg in der anderen Stadt oder ist es gar unerreichbar? Manch einer sagt vielleicht, für mich gibt es kein Glück mehr. Das Leben hat es nicht gut gemeint. Ein anderer ist enttäuscht, weil das Glück nicht tat, was er sich davon versprach. Und wirklich, vielleicht gibt es das ganz große Glück auch gar nicht. Viel-leicht ist es nur eine Projektion unserer Wünsche und Erwar-tungen.

Der Psalm 73 – dort lesen wir die Losung für dieses Jahr – beschreibt ein bewegtes Leben mit viel Auf und Ab. Da geht es nicht immer gut aus. Der Beter schreibt von den Anfeindungen der anderen, von den Plagen und Herausforderungen des Alltags. Die anderen brüsten sich, denen geht’s gut. Es scheint so, als falle ihnen das Gute in den Schoß. Nur er selbst weiß nicht wie es weitergehen soll. Es ist wie eine Berg- und Talfahrt, wenn es bergab geht, gerät das Ziel aus den Augen. „Aber dennoch“, sagt der Beter ganz am Ende. „Dennoch, Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ Es gibt etwas, was sich durchhält, was Kontinuität beweist, manchmal ein Leben lang. Das sind dann keine Glücksmomente, die nur einen Augenblick anhalten. Das ist eher Vertrautheit und Verläßlichkeit, verbunden mit Geduld und Beharrlichkeit, vielleicht auch Mut und Ausdauer. Diese Eigen-schaften prägen ja viel stärker unser Leben und unser Sein. Sie halten an und stehen uns dann zur Verfügung, wenn wir sie brauchen. Das Alte Testament der Bibel erzählt davon, wie sich Menschen mit ihrem Gott auf die Reise begeben und ihre Erfahrungen machen. Die Kirche erinnert heute daran in einer schnell-lebigen Zeit:  Ausdauer lernen, festhalten an den alten Worten, sich trösten lassen von den Schwestern und Brüdern. Wir üben ein, dass wir nicht alleingelassen sind in dieser Welt, sondern auf den anderen zählen können. Darin liegt das Glück der Bibel.

 

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete und gute Zeit.

 

Ihr Thomas Jaeger, Pfarrer

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

nicht mehr lange und die Vorbereitungen auf den Advent und Weihnachten laufen auf Hochtouren. In der Schule werden Programme für die Weihnachtsfeiern einstudiert, Chöre proben für Konzerte im Advent, das Bastel-material wird herausgeholt und kräftig gearbeitet. Weihnachten will vorbereitet sein. Was für den einen dazu gehört und eine schöne Ab-wechslung ist, ist für den anderen notwendiges Übel und Streß der Vorweihnachtszeit. Aber das gehört eben auch dazu! Sonst kann es nicht Weihnachten werden.

In diesen Tagen höre ich öfter Passagen aus dem Weihnachts-oratorium von Johann Sebastian Bach. Dieses große Chorwerk mit seinen Chorälen und Arien gehört zu Weihnachten wie der Mann mit der roten Mütze und der Tannen-baum. Im Eingangschor dieses vulminaten Werkes gibt es eine Stelle, die mir nicht mehr aus dem Ohr geht. Da heißt es: „Lasset das Zagen, verbannet die Klage, stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an.“ 1734 hatte Bach die sechs Kantaten des Weih-nachtsoratoriums komponiert und damit das Werk der europäischen Musikkultur geschaffen. Heute wird es vielerorts aufgeführt. Und immer wieder sind die Menschen be-geistert und innerlich angerührt, nicht nur von der Musik, sondern durch die zu hörenden Texte.

„Lasset das Zagen, verbannet die Klagen…“ Ja, das wäre doch schön! All das hinter mich lassen, was mich tagtäglich umtreibt und nicht ruhen lässt. Im Wortsinne „verbannen“, was uns zu schaffen macht. Wer von uns hegt nicht diesen Wunsch. Der November ist dunkel und trist. Manch einer musste in diesem Jahr Abschied nehmen von einem geliebten Menschen. Das Ende des Jahres kommt in den Blick. Es ist wie eine Tür, die nur für einen Spalt geöffnet ist. Mattes Licht dringt durch den Spalt. Was verbirgt sich dahinter? Wie geht es weiter? Gelingt mir der Übergang? Und was wird dann sein? Wie geht es weiter? Banges Fragen! Die Adventszeit bahnt es an, den Übergang. Die Tür öffnet sich. Und plötzlich stehe ich in einem Raum von Licht. „Lasset das Zagen, verbannet die Klagen…“ Das ist wie ein heller Ruf, der mich aufweckt, der mich herausruft.

Ich nehme mir das vor für diesen Advent, nicht nur die negativen Nachrichten aufnehmen, sondern jeden Tag das Gutes sehen und wissen, Gott wurde Mensch in einem Kind. Hören Sie mal rein in das Weihnachtsoratorium. Es lohnt sich.

 

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit und friedliche Weihnachten,

 

Ihr Thomas Jaeger, Pfarrer

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

wer die Wahl hat, hat die Qual! So ist es im Leben. Manchmal geht es uns tatsächlich so: Wer wählen kann, aber nicht weiß, was er wählen soll, für den wird die Wahl zur Qual. Wer nicht wählen kann, muss nehmen, was er kriegt. Gott sei Dank können wir wählen, eigenen Entscheidungen treffen. Wir sind dem Schicksal nicht schutzlos ausgeliefert, so wie die Menschen in früheren Zeiten. Da musste man sich abfinden mit den Dingen so wie sie waren. Der Alltag war meist schwer und eintönig. Abwechslung gab es kaum. Wer sich ein Bild davon machen möchte, sollte unsere Ausstellung: „Arbeit ist das halbe Leben“ besuchen. Dort sieht man, wie das Leben der Menschen früher war: hart und beschwerlich. Deshalb waren die Menschen früher aber auch dankbarer für kleine Erfolge, und sie waren verbunden mit Gott. Sie vertrauten auf Gott. Ihr Glaube gab ihnen Halt und Kraft. –

 

Aber zurück zum Wählen: 2013 ist ein Wahljahr. Am 22. Sept. wählen wir einen neuen Bundestag. Am 6. Okt. wählen wir einen neuen Gemeindekirchenrat. Diesmal war es nicht ganz einfach, dafür Kandidaten zu finden. Wer hat schon Zeit und Lust sich ehrenamtlich in der Kirche zu engagieren? Eigentlich schade. Brauchen wir die Kirche nicht mehr? Hat Kirche keine Zukunft? Jetzt können wir es machen wie so oft: die anderen! Die anderen können doch! Die da oben, die sind verantwortlich, die sind Schuld! Bitte mich nicht fragen! So schieben wir die Verantwortung weit weg. Dann bleibt nichts an mir hängen. Aber hat so Kirche und Gemeinde Zukunft? Gott sei Dank finden sich auch in diesem Jahr acht Menschen, die sich wählen lassen und in der Gemeinde mitarbeiten werden. Für uns ist das ein Segen und ein kleines Hoffnungszeichen. Denn manchmal leben wir in einer glaubensvergessenen Zeit. Vieles ist heute wichtig. Vieles bestimmt unser Leben. Der Glaube ist dann nur noch eine Option unter vielen. Aber ist es nicht wichtig, dass ich Halt finde in meinem Leben? Ist es nicht gut, dass ich Gott mein Herz öffnen kann, wenn mir sonst keiner mehr zuhört!?

 

Jesus sagt in der Bergpredigt: Trachtet nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, dann fällt euch alles andere zu. Ja, eigentlich schön, weil nicht kompliziert. Ich kann mitbauen am Gebäude Gemeinde. Ich bin einer von vielen lebendigen Steinen.

Gott sei Dank hat uns Gott noch nicht vergessen, auch im Wahljahr 2013 nicht.

 

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen

 

Ihr Thomas Jaeger; Pfarrer

 

 

Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottes Güt!

 

Liebe Leserinnen und Leser,

in unserer Wahrnehmung ist der Monat Mai der schönste, freund-lichstes Monat im ganzen Jahr. Der Wonnemonat Mai, er geht zu Herzen. Er spricht unser Gefühl an. Er sagt uns etwas, was wir brauchen und ohne dass wir nicht leben wollen: die Liebe. Sie erfüllt unser Leben. Sie gibt uns wieder Kraft. Im Mai kommt die Natur zu voller Blüte und auch wir blühen wieder auf. Die Frühjahrsmüdigkeit weicht der Freunde über die neu erwachte Natur. Und manchmal haben wir das Gefühl, auch wir erwachen zu neuem Leben.

Im Mai feiern wir Pfingsten, das dritte große Fest der Kirche im Jahreslauf. Aber dieses Fest bleibt hinter den anderen zurück. Allein der freie Tag am Pfingstmontag sagt uns, dieses Fest hat einen tieferen Sinn und spiegelt wider, was für uns wichtig ist. Pfingst liegt 50 Tage nach Ostern. An vielen Orten gibt es Volksfeste und Vergnügungen. Die Kinder freuen sich, wenn die Eltern mit ihnen auf den Rummel gehen. Hinaus ins Weite!, ruft uns Pfingsten zu. Geh hinaus und finde deinen Weg. Das Pfingstfest ist ein Ideenfest. Es geht um die Kirche. Deshalb ist Pfingsten der Geburts-tag der Kirche. Nachdem Jesus nicht mehr da war, stand die Frage im Raum, was sollte nur werden, aus dem hoffungsvollen Anfang, aus den Jüngern und aus der Botschaft. Einige waren traurig, andere verzweifelt, wieder andere enttäuscht. Aber dann kam die innere Wende, die Veränderung im Kopf. Dann kam der Heilige Geist. Er begeisterte alle. Pfingsten hat mit uns allen zu tun, auch mit denen, die von Kirche nichts mehr wissen wollen und mit denen, die enttäuscht sind. Denn der Heilige Geist kommt zu uns allen. Wir alle werden von ihm angesteckt. Und dieser Heilige Geist schickt uns hinaus ins Weite, lässt uns die Welt mit anderen Augen sehen. Der Schleier wird gelüftet. Pfingsten schickt uns in die Welt und unter die Leute. Das Evangelium findet einen Widerhall. Es bleibt nicht stumm.

Wie sollen wir die Welt betrachten? Mit den Augen des Zweifels und der Angst, oder mit den Augen Gottes und einem fröhlichen Gemüt? Sollen wir allein bleiben oder uns anstecken lassen vom Heiligen Geist? Finden Sie die richtige Antwort für Ihr Leben.

 

Ich wünsche Ihnen einen schönen, erholsamen Sommer, Gott befohlen

 

Ihr Thomas Jaeger, Pfarrer

 

Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr geht zu Ende. Der November und die winterlichen Vorboten sagen es uns unmissverständlich. Mit dem Fallen der Blätter geht zu Ende was hoffungsvoll begonnen hat. Für manch einen von uns war es ein turbulentes, schnelles Jahr mit Erlebnissen und schönen Höhepunkten. Für andere war es eher still und nachdenklich. Und wieder andere hatten manches zu verkraften, mussten Abschied nehmen und sich den Dingen des Lebens stellen. Nicht immer war es ein einfacher Weg. Für jeden hielt dieses Jahr etwas bereit.

 

Wir als Gemeinde dürfen auf ein ereignisreiches Jahr zurückblicken. Die Partnergemeinde war bei uns und wir konnten schöne und interessante Tage miteinander verleben. Im Sommer dann unser Kirchenjubiläum und das Fest der Vereine. Das war mit viel Arbeit verbunden, aber es hat uns auch gezeigt, was wir vermögen, wenn wir gemeinsam ans Werk gehen. Manch einer fragte sich vorher, wie soll das werden, und war dann erstaunt über das positive Echo. Ein Lichtblick.

Im Herbst haben wir unser Erntedankfest gefeiert. Die bunt geschmückte Kirche hat uns erfreut und dankbar sein lassen. Manchmal braucht man das, zu sehen was wir können und was uns von Gott geschenkt wird. Zu leicht rückt dies im alltäglichen Einerlei aus dem Blick. Anfang November konnten wir dann den Martinstag gefeiern, dieses bunte Lichterfest für die Kinder und für uns ein kleines Fest in sonst tristen Novembertagen. Das sind die Dinge, die Hoffnung machen. Wir brauchen das immer wieder, die kleinen Zeichen, die uns sagen, wir sind noch da, wir leben noch als Menschen und als Gemeinde. Das hilft dann über die anderen Zeiten leichter hinweg.

 

Der Prophet Jesaja sagt seinen Hörern „Mache dich auf; denn dein Licht kommt.“ Nach dem Licht Ausschau halten, das Licht suchen. Mit dem Licht rechnen, auch wenn ich es noch nicht zu sehe. Der Prophet macht seinen Zuhörern Mut, denn das Licht, das sie suchen, wird kommen. Und dann sagt er, bleibt nicht im Dunkeln, sondern macht euch auf den Weg und geht dem göttlichen Licht im Menschen Jesus Christus entgegen. Dieses Licht macht es hell, in euch selbst und um euch herum! Ja, dazu brauchen wir den Advent, dass wir uns Gedanken machen, was das Licht für mich bedeuten kann und wie es mich durch die kommende Zeit führen wird.

 

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Advents- und friedliche Weihnachtszeit.

 

Ihr Thomas Jaeger, Pfarrer

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie DSDS? „Deutschland sucht den Superstar“, eine Castingshow auf RTL. Die Kandidaten zeigen, was sie drauf haben und kämpfen so um den Einzug ins Finale, um am Ende als Sieger aus der Show zu gehen. Die zumeist jungen Zuschauer fiebern teils mit dem einen, teils mit der anderen Showkandidatin mit und entscheiden durch ihr Votum für den einen oder anderen, wer bleiben darf oder wer gehen muss.

 

Dagegen klingt das, was Paulus seiner Gemeinde sagt als großer Gegensatz: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig! Wer möchte nicht gerne als jemand gelten, der stark ist und sein Leben in der Hand hat. Der seine Probleme immer noch auf die Reihe kriegt und auch dann oben bleibt, wenn es Hart auf Hart kommt? Schwäche zeigen? Fehler eingestehen? Niederlagen hinnehmen? Das möchte niemand wirklich gerne.

 

Wenn Paulus dies so seinen Freunden in Korinth sagt, dann denkt er an seinen eigenen Lebensweg, er denkt an die Niederlagen und Anfeindungen, an seine Möglichkeiten, aber auch seine Defizite. Als ich schwach war, war ich stark, als ich Stärke zeigen wollte, war ich nur schwach, sagt Paulus.

 

In unserer politischen und gesell-schaftlichen Kultur gibt es unge-schriebene Gesetze. Dazu zählt auch, zeige dich nicht schwach, kämpfe um dein Recht, gestehe deine Fehler nicht öffentlich ein. Manchmal gilt der schöne Schein viel mehr als das Sein.

 

Paulus erinnert uns mit der Kraft der Schwachen daran, dass in uns allen mehr steckt als das, was wir sehen und nach außen tragen. Manch einer von uns hat das schon erfahren, dass er sich wieder langsam rausgerappelt hat, auch wenn’s schwer fiel. Oder dass eine Situation, die ausweglos schien, plötzlich eine neue Möglichkeit bedeutete. Krisen können auch eine neue Chance bedeuten. Das ist ein Erfahrungssatz. Wir sollen die Krise nicht suchen und müssen uns davor hüten, einen wirklich schweren Weg zu verharmlosen.

 

Aber wir können etwas anderes tun, uns an Jesus Christus erinnern und seinen Weg. Er war schwer, aber von Gott gesegnet. Manches blieb unerfüllt, aber aus seinem Weg erwuchs Zukunft für uns. Gott macht uns groß, nicht aufgrund unserer Taten, sondern dank seiner Gnade. Und weil das so ist, können wir auch Augen für das Schwach haben. Ich wünsche Ihnen allen eine gute und gesegnete Zeit,

 

Ihr Thomas Jaeger, Pfarrer